Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen

Bluthochdruck tritt entgegen landläufiger Meinung nicht nur im Erwachsenenalter auf, sondern zunehmend schon bei Kindern und Jugendlichen. Das macht die Sache umso gefährlicher, denn je länger eine Hypertonie besteht, desto umfangreicher werden die Schäden an Gefäßsystem, Herz, Gehirn, Augen und Nieren. In jungen Jahren werden die entsprechenden Hinweise auf Bluthochdruck vielfach übersehen, auch von den behandelnden Ärzten.

Woher kommt der Bluthochdruck bei Kindern?

In den klinisch seltensten Fällen liegt eine erbliche oder angeborene Herz-Kreislauf-Erkrankung dem Bluthochdruck zugrunde. Kann man eine solche organische Ursache ausmachen, spricht man auch von einer sekundären Hypertonie.

Hier sind vor allem angeborene Herzfehler zu nennen, aufgrund derer das Herz verstärkt pumpen muss und damit den Blutdruck hochtreibt, wie auch erbliche Erkrankungen der Nieren, die wichtige Organe der Blutdruckregulation sind.

Weitaus häufiger ist jedoch eine primäre oder essenzielle Hypertonie, bei denen keine organische Ursache feststellbar ist. Sie macht auch bei Kindern und Jugendlichen schätzungsweise 90 Prozent aller Erkrankungen aus.

Wie bei Erwachsenen liegt eine essenzielle Hypertonie vielfach in der Familie. Daher sollte man bei Kindern mit familiärer Vorbelastung beim Arzt ruhig öfters auf eine Blutdruckmessung bestehen. Das gilt in besonderem Maße für Kinder mit Übergewicht, da dieses das Auftreten einer Hypertonie deutlich begünstigt.

Was gilt bei Kindern und Jugendlichen als Bluthochdruck?

Wie bei Erwachsenen gelten Werte, die sich bei 95 Prozent aller gesunden Personen messen lassen als Referenzbereich oder Normalwerte. Beim erwachsenen Menschen gilt der Konsens, dass Blutdruckwerte bis 140 mmHg als systolischer (oberer) Wert und bis zu 90 mmHg als diastolischer (unterer) Wert „normal“ sind.

Das US-amerikanische National Institute of Health empfiehlt bei Kindern und Jugendlichen folgende Blutdruckwerte nicht zu überschreiten:

Alter Jungen Mädchen
  systolisch diastolisch systolisch diastolisch
1 Jahr 106 58 107 60
3 Jahre 113 67 110 69
6 Jahre 117 76 115 76
9 Jahre 121 81 120 79
12 Jahre 127 83 126 82
15 Jahre 135 85 131 85
17 Jahre 140 89 132 86

Wie häufig ist Bluthochdruck im Kindesalter?

Schätzungen gehen davon aus, dass etwa fünf Prozent aller Kinder und bis zu zehn Prozent aller Jugendlichen von Bluthochdruck betroffen sind – im Vergleich zu Erwachsenen jenseits des 50. Lebensjahres mit über 50 Prozent immer noch sehr wenig.

Eigentlich sollte der Blutdruck vom Kinderarzt im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig gemessen werden. Die Untersuchung ist genau wie bei Erwachsenen schmerzlos und schnell machbar, sodass auch Kinder sie ohne weiteres über sich ergehen lassen.

Wie äußert sich Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen?

In den meisten Fällen bleibt eine Hypertonie im jugendlichen Alter lange Zeit unbemerkt. Da sie besonders häufig bei Kindern mit Übergewicht auftritt, schieben die Eltern das schnelle Außer-Atem-Kommen ihrer Pummelchens eher auf die überflüssigen Pfunde statt auf einen möglichen Bluthochdruck. Weitere häufige erste Anzeichen sind Nervosität und Schlafstörungen.

In fortgeschritteneren Stadien macht sich ein erhöhter Blutdruck vor allem am empfindlichen Gehirn bemerkbar: Die Kinder leiden an Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Nasenbluten, oft saogar Übelkeit und Erbrechen. Hinzu kommen Lern- und Konzentrationsprobleme, allgemeine Leistungsschwäche und Müdigkeit.

Welcher Arzt behandelt Bluthochdruck bei Kindern?

In den meisten Fällen reicht es aus, wenn der Kinderarzt sich um den erhöhten Blutdruck seines jungen Patienten kümmert. Reicht seine Expertise nicht aus, schreibt er eine Überweisung an einen auf Herzkrankheiten spezialisierten Facharzt, einen Kardiologen.

Wie kann man Kinder und Jugendliche mit Hypertonie behandeln?

Die pharmakologische Therapie der essenziellen Hypertonie ist bei Kindern und Jugendlichen die Gleiche wie bei Erwachsenen. Allerdings versucht man nach Möglichkeit die Behandlung mit ACE-Hemmern, AT1-Antagonisten, Betablockern und Calciumantagonisten zu vermeiden oder möglichst weit hinauszuschieben.

Gerade bei übergewichtigen Kindern spielen Gewichtsabnahme und Änderungen im Lebensstil eine wesentliche Rolle bei der Besserung eines Bluthochdrucks. Dazu gehören Ernährungsumstellung mit ausgewogener und gesunder Nahrung unter Vermeidung von Süßigkeiten und Soft Drinks wie auch sportliche Betätigung. Ebenso tut Aufklärung not, damit die Jugendlichen nicht auch noch mit dem Rauchen anfangen, das einen erheblichen Risikofaktor für alle Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt.

Was passiert, wenn man den Bluthochdruck bei Kindern nicht frühzeitig behandelt?

Sollten beim Arzt wiederholt hohe Blutdruckwerte gemessen werden, empfiehlt sich unbedingt eine Behandlung. Denn der junge Körper hat noch reichlich Zeit, den Bluthochdruck sein Unwesen treiben zu lassen und schwerwiegende Folgeschäden zu verursachen.

Ein direktes Wechselspiel gibt es zwischen Bluthochdruck und Arterienverkalkung, medinizinisch Arteriosklerose. Verengte Gefäße erhöhten den Widerstand, gegen den das Herz mit seiner Pumpleistung ankämpfen muss. Andererseits begünstigt ein hoher Blutdruck das Auftreten arteriosklerotischer Ablagerungen (Plaques) in den Gefäßen, die sich entzünden und so zu Atheromen und Atherosklerose führen.

Arteriosklerose und Atherosklerose gelten als Killer Nummer Eins in der westlichen Welt. Sie begünstigen die Bildung von Blutgerinnseln in Form von Thromben und Embolien und von Gefäßverengungen. Die Folgen lesen sich wie das Who-is-who der Todesursachen: Herzinfarkt, Schlaganfälle und Lungenembolien. Ebenso verursachen sie Bein- und Beckenvenenthrombosen, Veränderungen der Netzhaut bis hin zur Erblindung und Funktionsbeeinträchtigungen der Nieren bis zum Nierenversagen und begünstigen das Auftreten eines Diabetes mellitus.

Was bringt die Behandlung eines früh auftretenden Bluthochdrucks?

Die Auswirkungen eines erhöhten Blutdruckes auf die Lebenserwartung sind nicht zu unterschätzen. Je früher eine Hypertonie beginnt, desto länger hat sie Zeit, die Gesundheit zu beeinträchtigen, Schäden am ganzen Körper anzurichten und einen frühzeitigen Tod hervorzurufen.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  • Ped(Z) Kinderarztrechner:
  • National Institue of Health (NIH) Guidelines: Blood pressure levels for boys and girls by age and height percentile. PDF.
  • Deutsche Hochdruckliga e.V. (DHL)/Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention: Bluthochdruck (k)ein Thema bei Kindern und Jugendlichen. Link.
  • Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Auf einen Blick: Arterielle Hypertonie. PDF.
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